Professorin in Jena
Parallel bereitete sie sich auf ihre allgemeine Reifeprüfung vor, die sie 1907 ablegte. Nach dem anschließenden Studium promovierte sie in Bonn zum Thema „Otto Willmanns und Benno Erdmanns Apperceptionsbegriff im Vergleich zu dem von Herbart“. Sie unterrichtete fortan als Oberlehrerin an einem Oberlyzeum und verfasste nebenbei wissenschaftliche Arbeiten wie „Die Vernichtung der Intelligenz durch Gedächtnisarbeit“ und „Neue Wege im mathematischen Unterricht.“
Gemeinsam mit der Hohenheimer Botanikprofessorin Margarete von Wrangel erhielt sie im Jahr 1923 schließlich den Ruf als Professorin an die Universität in Jena. Im Zuge der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verlor die laut der Jenaer Universitätsgeschichte als eine der „als Sozialisten bekannten Professoren“ ihre Stellung, lebte in Berlin, nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Göttingen und seit Ende der 1950er-Jahre unter anderem als Herausgeberin der „Zeitschrift für Staatssoziologie“ in Schönau im Schwarzwald.
Im Jahr 1977 ist sie dort im Alter von 93 Jahren gestorben, aber nahe ihrem Geburtsort, auf dem neuen Friedhof in Lingen, beigesetzt worden. Eine Gedenktafel in Jena und eine Straße in Lingen erinnern heute an die deutschlandweit erste Professorin für Erziehungswissenschaften.
Auf 104 Seiten haben Maria und der 2013 verstorbene Franz Kottebernds sowie Hans-Gerd Jöhring die Lebensgeschichte von Mathilde Vaerting erforscht und niedergeschrieben (ISBN 978-3-00-045684-8). Zu einem Themennachmittag zu Mathilde Vaerting lädt der Heimatverein Messingen am Samstag, 6. September, ab 16 Uhr auf den Hof ihres Geburtshauses in der Frerener Straße 11 in Messingen ein.
Hans-Gerd Jöhring wird als einer der Autoren das Buch und Vaertings Leben kurz vorstellen. Über die Lehrerinnen Ida Schartmann aus Beesten und Anna Bolte aus Listrup wird Ursula Feldmann von der Emsbürener Geschichtswerkstatt und über „Frauen in Gesellschaft und Politik im Wandel der Zeit“ wird die Gleichstellungsbeauftragte der Samtgemeinde Freren Mechthild Kümling informieren. Ausklingen soll der Tag mit Musik und einem Imbiss.